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Anglerverband Leipzig e.V.
Heimat- und Kulturverein Mölkau

Angler - Traum(a) : : Seite 2

Zuflucht unterm Angelschirm Wir kauern unter den Regenschirmen und sehen dem ersten Anbiss entgegen. Der Wind braucht nicht stärker zu werden, weil sonst die Bissanzeiger verrückt spielen. In übertriebener Vorsicht vertäut Rolf sein Schlauchboot auf dem Ufer und verstaut alle wasserlöslichen Utensilien darunter. Und nur für den Fall der Fälle bauen Rolf und Arnold ihre Zelte auf, um sich gegebenenfalls ein trockenes Plätzchen zu sichern. Aber soweit wird es nicht kommen. Sie haben etwas zu viel Fantasie. Obwohl, jetzt peitscht der Wind den Regen bis unter den Angelschirm. Doch alles nicht so schlimm, schließlich hat der ein Gestänge zum Tieferstellen und eine Hand zum Halten habe ich ja noch frei. Kein Grund die halb leere Bierflasche in der anderen Hand aufzugeben.
Der Himmel ist grau, lediglich ein schwarzer Wolkenstreifen zieht sich quer von Süd nach Ost. Am Westhorizont, ganz, ganz hinten oder noch darunter, ahne ich das Abendrot. Ich halte mit meiner optimistischen Durchhalteparole nicht zurück. Hätte ich beim Reden allerdings die Hand vom Schirm genommen, wäre er weg. Der Wind lässt keinen Zweifel aufkommen, dass ich bei der nächsten Böe als Pusteblume ende. Was bleibt mir mangels trockenem Zelt übrig als: Schirm zu, Stühle unter das Schlauchboot, Frau unter den Arm und ab im gestreckten Schweinsgalopp zum Auto. Die unendlichen 100 Meter bis dorthin schaffe ich in neuer persönlicher Bestzeit. In dem Moment als ich die Tür hinter meiner Angetrauten und mir zuschlage, schüttet jemand einen Eimer Wasser dagegen.
Der Windsurfer auf dem See gleicht einer Treibpose zwischen den schaumigen Wellen. Seine zum Scheitern verurteilten Versuche das Segel aufzurichten, treiben ihn nur noch schneller in die ausgelegten Ruten unserer Nachbarn. Trotz des Regens brechen sie in wilde Beifallsbekundungen aus.
Und dann bricht das los, was mir die weitere Sicht nimmt. Trotz kurzer Lichtspots aus der schwarzen Wolkenmasse vermag ich hinter der Wasserwand in der Dunkelheit nur zu ahnen, was neben und über uns passiert. Der Donner kracht zum Fischerschlagen. Das Wasser im See muss kochen. Wenn nicht der Wind am Auto rüttelt, müssen es die Vibrationen des Seeufers sein, das unter den Wellenschlägen erzittert. Im größten Heulen des Windes und zwischen zwei Donnerschlägen schlagen blechern und dumpf Autotüren neben uns. Die Sicht reicht immer noch nur eine Armlänge in das Chaos. 21:30 Uhr ebbt das Inferno ab und die Dämmerung kehrt zurück. Der Regen trommelt lediglich Stakkato auf das Blech. Zelte erkenne ich im Zwielicht nicht mehr. Dafür drücken sich im Auto neben uns Gesichter an die Scheiben.
21:45 Uhr klafft am Westhimmel ein schmaler scharlachroter Streifen über dem Horizont. Die Stadtsilhouette von Leipzig hebt sich davor als Scherenschnitt ab. Außer mir hat keiner der Angler einen Blick für die Schönheit des Momentes. Ich kann ihn mir gönnen, weil ich als einziger trocken blieb. Die Anglerzelte liegen verklumpt im Gebüsch. Die Schlafsäcke sind Schwämme. Aber wenigstens steht in den Zelten kein Wasser. Ich bin beeindruckt: Trotz 100 Kilo Lebendbeschwerung und Wassereinbruch wären Sie beinahe zu Fluginstrumenten mutiert. Wir bergen im knöcheltiefen Heilschlamm unsere Angelutensilien und finden ... nicht alles, aber, dass die beste Beißzeit gerade vorbei ist ...

G. K.

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