Der
Pfingstsonntag ist das, was jedem Angler schon bei der Vorstellung
an Sommerhitze die Haut vom Körper kräuselt. Die
Luft ist mit Lichtschutzfaktoren übersättigt und
so zäh, dass sie kein Lüftchen zu bewegen vermag.
Die Ufer des Kiessees sind von nichtangelnden Nudisten überschwemmt.
Beim Gedanken jetzt zu angeln, tippe ich mir innerlich an
die Stirn und suche den kühlsten Fleck im Haus. Es passt
ganz gut, dass der sich im Keller, bei meinen Angelsachen,
befindet. So kann ich für den geplanten abendlichen Angelansitz
mein Rutenbündel vorbereiten, denn ganz auf einen Vorstoß
zu den seit zwei Tagen am See gegrillten Anglern will ich
dennoch nicht verzichten.
19:00 Uhr ist es so weit. Jetzt schafft man es schon die ausgeschwitzte
Flüssigkeitsmenge nachzutrinken. Sogar meine Frau kann
ich überzeugen einen Sommernachts-Traum am Wasser zu
erleben. Dank eines klimatisierten Kasten Bieres fallen die
Begrüßungssprüche der vorgeglühten Angler
bei unserer Ankunft, von wegen Weichei und so, milde aus.
Meine Zeitplanung ist schlichtweg optimal. Gerade hat Rolf
den Grill angeheizt und erste Wolken sowohl von der Holzkohle
als auch am Himmel verbreiten Sommernachts-Fluidum. Im Radio
werden Gewitter aus Bayern verbreitet. Wir stoßen mit
einem kühlen Bier darauf an, dass wir im Osten wohnen
- „Prost!".
Während ich meine Angelruten montiere, erzählen
Rolf und Arnold meiner Frau, wie sie im letzten Jahr bei einem
Gewitterguss nur noch mit einer Rute fischen konnten, weil
die Karpfen wie beim Stippen bissen - und was für Kaventsmänner!
Bei der Art der Zubereitung der Karpfen des heutigen Abends
steige ich in die kontroverse Diskussion mit einem Plädoyer
für Karpfen blau ein.
Inzwischen haben wir das Südost-Ufer des Kiessees fast
für uns allein. Die Nackedeis
flüchten vor der Wolkenbildung. Nur eine Anglertruppe
neben uns bleibt, vermutlich selbst
bei Regen, standhaft, weil die Wattiefe ihrer Fahrzeuge nicht
für Tonschlick ausgelegt ist.
Der Wind lebt angenehm auf und vertreibt die Schwüle.
Das Bier mundet, die Steaks sind
lecker und allgemeine Entspannung tritt ein, als alle Ruten
überprüft und neu ausgelegt sind.
Das sind auch für einen späten Windsurfer Idealbedingungen.
Lediglich erste grelle
Entladungen in der schwarzen Himmelsmasse über Leipzig
würden die Harmonie trüben,
wenn sie näher dran wären. So aber sehen wir entspannt
einen Wolkenschleier über Taucha niedergehen. Außerdem
sind wir uns der Dichtheit unserer Angelschirme sicher.
Der Wind dreht von Süd auf West und bringt die Frische
des Gewittergusses bis zu uns.
Eiskalt dahingegen sind die Regentropfen, die wenig später
auf unsere überhitzen und ungeschützten Oberkörper
treffen.
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